Zwei Königskinder, jedes auf der Flucht vor einer Zwangsheirat, treffen aufeinander und verlieben sich – nicht wissend, dass eben sie es sind, vor wem sie fliehen. Auf ihrer Reise stellen sie alte Denkmuster und Konventionen in Frage. Wenn am Schluss aber doch die Ehe zwischen Prinz Leonce vom Reiche Popo und Prinzessin Lena vom Reiche Pipi feierlich vollzogen wird, bleibt Zweifel: Hat ihr Ausbruch den Raum geöffnet für ein freieres, ein autonomeres Leben? – Die junge Regisseurin Liliane Brakema inszeniert Georg Büchners weltberühmte Komödie im besonderen Ambiente der Zeche Eins.

Die Figuren reden wie Marionetten. Wie gehst du damit um?

Liliane Brakema: Ich finde gerade den Eindruck, als würde den Figuren ihre Sprache von außen „angereicht“, interessant. Die Sprache schafft eine Distanz der Figuren zu sich selbst, als wüssten sie nicht, wer sie sind. Das ermöglicht den Schauspieler*innen, das Bewusstsein der Figuren zu erweitern um neue theatralische und persönliche Ebenen. Generell fasziniert mich, wenn ein Schauspieler etwas über Sprache behauptet, während sein Körper etwas völlig anders darstellt. Ich sehe in Büchners Figuren eine existenzielle Verwirrung und Unzufriedenheit. Sie möchten etwas „Anderes“, aber wissen nicht, wie dieses „Andere“ zu erreichen ist. Nichtsdestotrotz versuchen sie es immer wieder.

Was bedeutet es, in der Zeche Eins zu inszenieren?

Liliane Brakema: Dieser Raum ist ursprünglich nicht für Theater konstruiert. Das ist wesentlich. Meine Arbeit beginnt immer mit einem starken Bild und einer spezifischen Atmosphäre. Dann erst kommt der Text dazu, der fähig ist, mit dieser Stimmung zu verschmelzen.

Was ist die spezifische Atmosphäre der Zeche Eins?

Liliane Brakema: Unheimlich, ein Raum für verirrte Menschen, ein Raum mit einem instabilen Boden, der unmittelbar die Frage hervorruft, wer und was ein Mensch ist. Diese Fragen passen perfekt zu Büchners Drama.

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  • Dauer: 1:30h, keine Pause
  • Premiere: 26.05.2019
  • Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln
Alle Beteiligten
Pressestimmen

Liliane Brakemas eindringliche Inszenierung von „Leonce und Lena“ in der ehemaligen Waschkaue der Zeche Eins zeigt eine groteske, düstere Welt am Rande des Abgrunds.
Westfälischer Anzeiger, Marion Gay

Liliane Brakema inszeniert Büchners Klassiker der Politikverdrossenheit am Abend der Europawahl bilderstark und fatalistisch.
nachtkritik.de, Cornelia Fiedler

Am Ende begeisterter Applaus für einen modernen Büchner, der uns auch heute noch viel über den Zustand unserer Gesellschaft zu sagen hat.
WAZ, Stefanie Stüber