Mit anderen Augen ist eine berührende Theatercollage aus Songs, Texten, Bildern, Klängen und Sinneseindrücken, die auf poetische Weise eintaucht in die Welt der Blindheit. Wir leben in einer Gesellschaft der Sehenden. Von „Auf Wiedersehen“ über den blinden Alarm bis zur Liebe auf den ersten Blick ist unsere Sprache voller Metaphern des Sehens. Häufig werden Erkenntnis und Rationalität mit Licht und Sehen verknüpft, Unmündigkeit und Irrationalität hingegen mit Bildern der Blindheit und Dunkelheit. Die Welt der Blindheit ist vielen von uns vollkommen unbekannt, wir sprechen selten bis nie darüber, auch, weil wir nicht betroffen sind – oder Angst davor haben.

Und so ist unser Leben auf das Sehen aufgebaut. Doch was geschieht, wenn diese Voraussetzung nicht erfüllt wird. In welchem Raum befinden sich blinde oder sehbehinderte Menschen? Was bedeutet Zeit für sie? Was erzählen Töne, Geräusche? Kann man mit den Ohren sehen? Diesen und anderen Fragen geht Mit anderen Augen nach.

In diesem musikalischen Abend lenken Texte von blinden und sehbehinderten Menschen und die Lyrics der live gesungenen Songs unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Wahrnehmung weg vom Visuellen hin zu anderen Sinnen wie dem des Hörens. Nicht als Ersatz, vielleicht als Gewinn. Mit anderen Augen spürt mit musikalischen und akustischen Mitteln dem Sehen und Nichtsehen nach und schafft sinnlichemotionale Erfahrungen. Die acht Spieler*innen und Musiker befinden sich in einem Raum, der sich zwischen Dunkelheit, Unschärfe, hellem Licht und dem Verzicht auf starke Farben bewegt. Die Inszenierung unternimmt den Versuch, die Aufführung auch für nicht sehende Zuschauer*innen erfahrbar zu machen, auch mit Hilfe von Audiodeskription. Mehr als sehenswert! 

 

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  • Ort: Kammerspiele
  • Dauer: 1:30, keine Pause
  • Uraufführung/Premiere: 12.02.2022
  • Sprache: DE
Di.23.04
19:30 — 21:00
Kammerspiele
So.05.05
19:00 — 20:30
Kammerspiele
Trailer: Siegersbusch Film
Alle Beteiligten
Pressestimmen

"Mit anderen Augen" ist ein einzigartiger Abend. Sehbehinderte haben endlich ein Stück, das wirklich für sie gemacht wurde. Und alle anderen verstehen danach das Blindsein ein bisschen besser. Nach der Vorstellung gehen wenige schnell nach Hause. Weil sie etwas erlebt haben, über das sie sich noch gern unterhalten wollen.
WDR 4 Kulturtipp, Stefan Keim

Torsten Kindermann hat alle Songs wunderbare akustische Arrangements verpasst und bringt die Schauspieler zu beeindruckendem, mehrstimmigem Gesang. Als Solistin überzeugt vor allem Romy Vreden, deren zarter, wendiger Stimme man ewig zuhören könnte, in der sich Halt finden ließe in einer Welt ohne visuelle Bilder und Farben. Und so vergeht dieser Abend wie im Flug. Am Ende gibt es zu Recht Standing Ovations.
nachtkritik.de, Max Florian Kühlem

In artifiziellem Setting stellt sich die Regisseurin Selen Kara einem Thema, das von den Theatern bislang erstaunlicherweise weitgehend unentdeckt geblieben ist: der Blindheit. In langen Gesprächen mit blinden und sehbehinderten Menschen ergründete sie deren Situation und erschuf daraus eine feinfühlige Szenencollage aus Texten, Bildern, Klängen und viel Musik. Denn dass auch Blinde eine Menge Erhellendes über ihren Alltag zu berichten wissen, ist eine schöne Botschaft dieses hoffnungsfroh stimmenden Abends, dem die tragische Seite eines Lebens in Dunkelheit weitgehend fremd ist.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Sven Westernströer