Wie würde eine Welt aussehen, in der es die „Anderen“ nicht mehr gibt? Wie würde eine Welt funktionieren, in der wir diejenigen sein könnten, die wir sein wollen? Wie würden wir miteinander umgehen? 2069 ist das Jahr, in dem sich die Spielregeln unserer Gesellschaft verändern werden. Zum ersten Mal wird es hierzulande mehr People of Colour als weiße Menschen geben. Herkömmliche Ideen von „deutschem“ Aussehen sind dann ungültig. In den Kammerspielen spielen wir jetzt schon diese Zukunft.

Du inszenierst erstmals für Jugendliche – anders?

Julia Wissert: Ich merke auf jeden Fall, dass mich die Frage „Interessiert die das überhaupt?“ mehr begleitet als sonst. Aber sonst ist eigentlich alles gleich. Die Fragen, die Unsicherheiten, die Probleme. Ich glaube, mein Publikum wird direkter mit Kritik sein.

Wärst du lieber nach 2069 geboren?

Julia Wissert: Die Vorstellung, in einer Zeit zu leben, in der ich vielleicht andere Rollenvorbilder von Schwarzen Menschen gesehen bzw. überhaupt Vorbilder gehabt hätte, das fände ich schon ganz interessant. Oder die Aussicht auf eine Zeit, in der Schwarz und deutsch zu sein eine Realität für alle Menschen ist. Aber ich freue mich auch noch, wenn ich dann fast 100 Jahre alt bin. Dann kann ich als alte Frau sagen: „Wenn ihr wüsstet, wie es damals war...“ Das muss ja auch jemand machen.

Würdest du eine Zeitreise in deine Jugend machen?

Julia Wissert: Ich würde mich kurz in der Schule besuchen und sagen: „Hey, keine Sorge, das hier ist nicht die Wirklichkeit. Alle, die dir hier etwas beibringen, die wollen, dass du wirst wie alle anderen. Es ist aber super, nicht zu sein wie alle anderen. Vertrau dir, und es wird geil werden. Alles, was du erlebst, wird dich zu der Person machen, die du dann sein willst.“ Dann könnte mein altes Ich in den Matheunterricht gehen und sich freuen, dass es nichts versteht.

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  • Dauer: 50min, keine Pause
  • Uraufführung/Premiere: 03.05.2019
  • Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln
Alle Beteiligten
Rollenbesetzung
Pressestimmen

Choreographie und Schauspiel, Science-Fiction-Versatzstücke und Gegenwartsbestandsaufnahmen vermischen sich in dieser Collage von Ideen und Emotionen so lange, bis etwas Neues, Utopisches entsteht.
nachtkritik.de, Sascha Westphal

Diese Arbeit ist ungewöhnlich. Wer sich darauf einlässt, wird erfahren, was Theater sein kann und auch sein muss. Ein Ort der politischen Auseinandersetzung mit künstlerischen Mitteln, ein Ort für Utopien und ein Ort für Unfertiges und Prozesse, wo das Geschichtenerzählen immer wieder neu erfunden wird.
WAZ, Stefanie Stüber

Die bittere Zukunftsutopie bietet Raum für zwei starke Schauspielerinnen.
WAZ, Stefanie Stüber