Zu Ehren von Zeus, dem obersten aller griechischen Götter im Olymp, wird in Athen ein gewaltiger Tempel gebaut. Zur gleichen Zeit – um 500 vor unserer Zeitrechnung – schreibt der antike Tragödiendichter Aischylos ein Drama, das den Kult um genau diesen Machthaber infrage stellt. Eine Herrscherkritik, ausgehend von Prometheus, der selbst einmal Teil des mächtigen Göttergeschlechts der Titanen war.

Der Konflikt der ehemals Verbündeten entsteht, als Prometheus den Menschen nicht nur die blinde Hoffnung schenkt, sondern den Göttern das Feuer stiehlt, um es gegen Zeus‘ Willen den Menschen zu übergeben. So gewinnen die „Sterblinge“ Wissen und Macht, also Autonomie. Dem Alleinherrscher Zeus missfällt dieser Akt der Ermächtigung: Seine grausame Strafe, die Prometheus erleiden muss, wird zu einem Kampf zwischen ihm und dem Tyrannen und zu einem Mitleid erregenden Schauspiel: Ewig wird Prometheus über einem Abgrund an einen Felsen im Kaukasus gekettet sein, unbeweglich, der sengenden Sonne und dem nächtlichen Frost ausgesetzt. Prometheus, der „Vorbedenker“, wiederum demonstriert seine Macht durch Schweigen: Er hält sein Wissen über Zeus‘ künftiges Schicksal und das Ende seiner Willkürherrschaft zurück, bis dieser ihn befreit. Und wenn es Jahrtausende dauert. Im gefesselten Prometheus kommen die Kraft der Überzeugung, die Freiheit des Willens und die Notwendigkeit des Schicksals zusammen. Ohne jeden Zweifel steht Prometheus für seine Liebe zu den Menschen ein, lässt sich von keiner Staatsgewalt beirren, sich nicht von Opportunisten überreden, weicht keiner Zeus’schen Drohung aus und erduldet sein Schicksal (nahezu) klaglos. Was ist es, was Prometheus antreibt? Dieser Frage geht die Regisseurin Anna Stiepani in ihrer Inszenierung dieses vielschichtigen, aufrüttelnden und beeindruckend schönen Textes nach.

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  • Dauer: 1:45h, keine Pause
  • Premiere: 05.06.2021
  • Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln
Videotrailer Der gefesselte Prometheus
(c) Siegersbusch Film
Alle Beteiligten
Rollenbesetzung
Pressestimmen

Diese anderthalb pausenlosen Stunden zeigen bildmächtig und sprachverliebt, wie existenziell Theater sein kann.
Westfälischer Anzeiger, Ralf Stiftel

Gelungener Zugriff auf einen antiken Klassiker.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Jürgen Boebers-Süßmann