Die Brüder Karamasow ist ein maßloser Text, in dem man sich verlieren kann wie nachts in einem Wald. ALLES ist darin: die Sehnsucht nach Liebe und die Qual des Begehrens, die moralische Schuld und die ökonomischen Schulden, Gewalt und Gebete und verstohlene Küsse, der Griff nach den Sternen und der Sturz ins Leere. Eine Vielzahl unbehauster Figuren jagt umher wie in einem Fiebertraum, unaufhörlich in Bewegung, sowohl äußerlich wie innerlich, aus dem Takt geraten, ihr Gleichgewicht verschwunden, wenn sie es denn je besaßen. Alles ist verschoben, außer Kontrolle: Erwachsene tanzen auf Messers Schneide und bleiche Kinder wollen die Welt anzünden. Wenn nichts mehr zu verlieren ist, ist dann alles erlaubt?
Die Handlung ließe sich auf eine reißerische Sex and Crime-Story herunterbrechen: Im Zentrum stehen die Karamasows, eine kaputte Familie, gegründet auf toten Müttern, die allesamt unter dem moralisch verkommenen Vater Fjodor Karamasow gelitten haben und vier Söhne hinterließen. Der Roman umfasst nur wenige Tage, an denen der Vater und seine Söhne nach Jahren wieder alle aufeinanderstoßen. Als Fjodor ermordet aufgefunden wird, hat jeder der Söhne ein Tatmotiv. Doch nur einer war es, und ein an- derer wird für den Mörder gehalten. Natürlich spielt Geld eine Rolle. Und natürlich ist der wichtigste Motor des Geschehens (mindestens) eine Frau.
Aber in die Seele von uns greifen die Figuren Dostojewskijs nicht aufgrund der komplexen Kriminalgeschichte oder eines der berühmtesten Justizirrtümer der Literaturgeschichte. Sondern weil sie in aller Widersprüchlichkeit, aber immer aus voller Kehle, fragen, wo die Freiheit zu fin- den ist, und doch nichts mit ihr anzufangen wissen. Weil sie den Himmel leerfegen und Gott doch flehentlich suchen. Weil sie das Leben lieben und es im nächsten Moment zum Teufel wünschen. So wie wir.
Wir kapern mit Dostojewskijs Figuren das Theater: Bühne, Backstage und Zuschauerraum. Eine mehrstündige Inszenierung, auf der großen Bühne des Schauspielhauses und in den Kammerspielen, in Gängen und Foyers – eine Reise, ein Spektakel, eine Feier, ein Spuk.
- Die Brüder Karamasow
- nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewskij
- Regie: Johan Simons
- Mit: Pierre Bokma, Jele Brückner, Konstantin Bühler, Dominik Dos-Reis, Gina Haller / Danai Chatzipetrou, Victor IJdens, Sascha Kühne, Oliver Möller, Anne Rietmeijer, Steven Scharf, Mina Skrövset / Davin Cakmak, Elsie de Brauw
- Ort: Schauspielhaus
- Dauer: ca. 7:00 mit mehreren Pausen
- Uraufführung/Premiere: 14.10.2023
- Sprache: DE EN
Hinweise zum Vorstellungsbesuch:
Der mehrstündige Abend (ca. 7 Stunden) startet im Schauspielhaus und setzt sich in den Kammerspielen fort. Als Teil der Inszenierung wird es ein gemeinsames Dinner sowie mehrere kleine Pausen geben. Der Kartenpreis beinhaltet das Abendessen inkl. Wasser; weitere Getränke oder auch Snacks in den kleineren Pausen können separat bei unserer Theatergastronomie erworben werden.
14:00
Schauspielhaus
Eintritt frei, zzgl. Kosten für das inkludierte Dinner: 11,90 €
- Regie: Johan Simons
- Regie: Johan Simons
- Fassung: Angela Obst
- Bühne: Wolfgang Menardi
- Kostüm: Katrin Aschendorf
- Lichtdesign: Bernd Felder
- Sounddesign: Will-Jan Pielage
- Dramaturgie: Angela Obst
- Mitarbeit Dramaturgie: Marvin L. T. Müller
- Regieassistenz: Linda Hecker / Albrecht Schroeder
- Bühnenbildassistenz: Sascha Kühne
- Kostümassistenz: Sophia Deimel / Jana Kuhlemeier
- Soufflage: Isabell Weiland / Jutta Schneider
- Sprachcoaching: Roswitha Dierck
- Inspizienz: Nora Köhler / Ulrike Schaper , Christina Baston / Jonas Kissel
- Übertitelinspizienz: Gianluca Elbert / Holger Rademacher , Leonie Mevissen / Jan Bednorz
- Mit: Pierre Bokma , Jele Brückner , Konstantin Bühler , Elsie de Brauw , Dominik Dos-Reis , Victor IJdens , Gina Haller / Danai Chatzipetrou , Oliver Möller , Anne Rietmeijer , Steven Scharf
- Kind: Mina Skrövset / Davin Cakmak
- Livekamera: Sascha Kühne