Eugène Ionesco war sehr erstaunt, dass die Zuschauer*innen über sein erstes Stück lachten. Eigentlich hatte er mit Die kahle Sängerin doch eine „Tragödie der Sprache“ schreiben wollen: eine sich hinter leeren Sprachhülsen verschanzende kleinbürgerliche Nachkriegsgesellschaft. Daraus entstand ein Stück ohne Sinn, aber mit Handlung, dass in Frankreich zur beliebten Komödie wurde.
Darin ist das Ehepaar Smith in einer scheinbar banalen Unterhaltung gefangen, redet aneinander vorbei und streitet um Bagatellen bis ein anderes Paar, die Martins, zu Besuch kommt. Es entspinnt sich eine Unterhaltung, die von Amnesie erschwert wird: Unter verlegenem Hüsteln versuchen alle, sich gegenseitig von den „Ereignissen“ des Tages zu erzählen, verlaufen sich im Nebel der Realität auf der Suche nach der Wahrheit, von der niemand weiß, wo sie sich versteckt hält. Mit einem Feuerwehrhauptmann, der in der ganzen Stadt nach Bränden sucht und dem Dienstmädchen der Smiths, Mary, das scheinbar auch Sherlock Holmes ist. Sie alle versuchen, ihre Vergangenheit und Wunden zu verstecken und verlieren zunehmend die Fassung.
Mit Die kahle Sängerin wird 1950 das „Theater des Absurden“ begründet, das der Sinnfreiheit der Welt und den in ihr orientierungslosen Menschen durch grotesk-komische und irreale Szenen zu begegnen sucht.
Johan Simons’ Inszenierung untersucht Ionescos Theaterstück vor dem Hintergrund seiner Entstehungszeit – einer Nachkriegsgesellschaft, die durchdrungen ist von Schuld, Gewissen, Schmerz, Liebe, Wunden, Träumen, Sprachlosigkeit und verdrängten Traumata.
- Die kahle Sängerin
- von Eugène Ionesco
- aus dem Französischen von Serge Stauffer
- Regie: Johan Simons
- Mit: Jele Brückner, Konstantin Bühler, Danai Chatzipetrou, Stefan Hunstein, Marius Huth, Stacyian Jackson
- Ort: Schauspielhaus
- Dauer: 1:30, keine Pause
- Premiere: 25.04.2024
- Sprache: DE EN
- Regie: Johan Simons
- Regie: Johan Simons
- Bühne: Sascha Kühne, Johan Simons
- Kostüm: Britta Brodda, Sophia Deimel
- Licht: Bernd Felder
- Dramaturgie: Leonie Adam
- Regieassistenz: Christian Feras Kaddoura
- Bühnenbildassistenz: Max Manderbach
- Kostümassistenz: Lina Gausmann
- Soufflage: Isabell Weiland
- Sprachcoaching: Roswitha Dierck
- Inspizienz: Nora Köhler
- Regiehospitanz: Pepe Vogel
- Kostümhospitanz: Chiara Stresemann
- Dramaturgiehospitanz: Tristan Wulff
- Mrs. Smith: Stacyian Jackson
- Mr. Smith: Stefan Hunstein
- Mrs. Martin: Jele Brückner
- Mr. Martin: Marius Huth
- Feuerwehrfrau: Danai Chatzipetrou
- Diener: Konstantin Bühler
"Theaterdonner der zwerchfellerschütterndsten Art."
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Lars von der Gönna