Der Regisseur Christopher Rüping hat in Bochum mit seinen umwerfenden Inszenierungen Das neue Leben, Einfach das Ende der Welt und Miranda Julys Der erste fiese Typ so zärtlich wie lustig wie klug, in jedem Fall mit offenem Herzen, von unserer Sehnsucht, unseren Ängsten, unseren Bindungen und unserer Einsamkeit erzählt. In einem kurzen Gespräch erzählt Christopher Rüping von der Suche nach Stoffen, von besten Proben und verlorenen Koffern.

Deine letzten Arbeiten hatten sehr unterschiedliche Texte als Grundlage, eine Oper verbunden mit einem Text von Joan Didion, ein Stück von Sarah Kane, ein Werk von Dante … Wie findest du einen Stoff oder der Stoff dich?

Auf der einen Seite gibt es bestimmte Themen, die mich und die Künstler*innen, mit denen ich arbeite, interessieren. Gemeinsam suchen wir dann nach Stoffen, anhand derer wir diese Themen behandeln können. So sind wir zum Beispiel auf Einfach das Ende der Welt gestoßen: Uns hat die Frage beschäftigt, ob es möglich (oder sogar: nötig) ist, der eigenen Geschichte zu entkommen, um ganz man selbst zu werden. Aber es geht auch anders herum: Jemand erzählt mir von einem Material und ich begegne auf diese Weise Stoffen, die mich auf unterschiedliche Weise herausfordern. So war es zum Beispiel bei Miranda Julys Der erste fiese Typ. In diesen Fällen führt der Stoff zum Thema, in anderen das Thema zum Stoff.

Der beste Moment einer Probe – wie lässt er sich finden?

Die besten Momente auf Proben ereignen sich für mich immer, kurz bevor man von der Probebühne auf die eigentliche Bühne umzieht. Zu dem Zeitpunkt ist die Probebühne, in der sich vor ein paar Wochen ein Haufen Fremder um einen Tisch versammelt hatte, im besten Fall zu einem intimen, geschützten, freien Ort geworden. Gleichzeitig ist auf der Probebühne ja alles nur angedeutet, man macht also alles „noch gar nicht so richtig“ – und genau darin liegt häufig eine besondere Art von Freiheit.

Was hast du schon mal verloren, was du nicht wiederfinden willst?

Ich hatte einen alten, schweren, lauten Rollkoffer, den ich gehasst habe. Der wurde mir geklaut. Dafür bin ich sehr dankbar.
 

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  • Ort: Schauspielhaus
  • Uraufführung/Premiere: 09.03.2024
Sa.09.03
Premiere
Schauspielhaus
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